Trauer Empörung Solidarität

Im Sommer 2021 wurde uns ein außergewöhnliches Objekt angeboten. Das »NAMENproject Nederland« suchte einen geeigneten Ort für einen seiner AIDS-Quilts. Unter »Quilts« versteht man in England und Amerika eine Art gesteppter Patchworkdecken, die dort eine lange Tradition haben. Sie wurden für den privaten Gebrauch angefertigt oder für besondere Anlässe, etwa eine Hochzeit oder Geburt.

»AIDS-Quilts« hingegen erinnern an einen geliebten Menschen, der an AIDS verstorben ist. Sie sind aber auch ein Zeichen des Protestes gegen eine gleichgültige AIDS-Politik. Die Quilts wurden an öffentlichen Plätzen ausgelegt, bei Gedenkmärschen mitgetragen oder in Rathäusern aufgehängt. Sie setzen der nüchternen AIDS-Statistik menschliche Einzelschicksale entgegen und riefen zum Mitgefühl mit den Erkrankten auf.

Wir haben das Geschenk von »NAMENproject Nederland« dankend angenommen. Doch bevor wir den »Quilt Nr. 21« nun ins Depot verbringen, stellen wir ihn aus verschiedenen Blickwinkeln vor – als Objekt der persönlichen Trauerarbeit, als Objekt der öffentlichen Empörung und als Objekt der Solidarität mit den Betroffenen. Die Ausstellung zeigt zudem, wie unterschiedlich Politik, Medizin und Zivilgesellschaft auf die damals neuartige Krankheit reagierten.

30 November 2021
Jörn Wolters, Amsterdam