慕尼黑
德国
Sendlingertorplatz 慕尼黑艾滋纪念 自 17 July 2002
无名
Das AIDS-Memorial und seine Geschichte
aus der Festschrift

Die Geschichte der Orte öffentlichen Gedenkens an AIDS und seine Folgen ist von unbürokratischem Engagement und spürbarem Gemeinschaftssinn getragen. Sie beginnt in den USA und Kanada auf dem Höhepunkt der AIDS-Krise Mitte der 1980er Jahre. Schon früh war man sich der Bedeutung solcher Memorialstätten bewusst, denn bis heute ist AIDS mit sozialer Ächtung und Diskriminierung verbunden, die den Betroffenen offen oder indirekt Schuld zuweist. Dieser Umstand unterscheidet AIDS von anderen weit verbreiteten tödlichen Krankheiten, etwa Krebs. Der Ausgrenzung mit Entschiedenheit zu begegnen, war man von Anfang an gewillt.

Von den frühen Manifestationen ist der „Memorial Quilt“ international am bekanntesten geworden, der sich 1987 in San Francisco aus einer politischen Demonstration heraus entwickelte. Tausende von Menschen beteiligten sich mit selbstgenähten Fahnen, die mit den Namen ihrer verstorbenen Freunde und Angehörigen versehen waren, an der Entstehung eines gigantischen Patchworks, das seither, sich stetig vergrößernd, auf öffentlichen Plätzen ausgebreitet wird. 1990 schuf der amerikanische Künstler Keith Haring für eine Kapelle der Kirche St. John the Divine in New York ein ikonenartiges Gemälde, das er nur einen Monat vor seinem AIDS-Tod vollendete. Bei den meisten anderen Gedenkstätten handelt es sich um Platzgestaltungen.1992 wurden in Toronto auf dreieckigem, von Säulen umstandenem Grundriss Namensplatten in den Boden eingelassen. Auch in Key West, Florida, gibt es seit 1997 eine „Plaza“ mit solchen Inschriften.1996 wurde das „National AIDS Memorial Grove“ im Golden Gate Park in San Francisco eingeweiht, eine Picknick-Wiese mit Sitzbänken. Seit einigen Jahren werden Denkmäler in Form der monumentalen roten AIDS-Schleife aufgestellt, die sich als internationales Zeichen für die Solidarität mit den von der Krankheit Betroffenen etabliert hat. 2001 wurde das erste Memorial dieser Art in Afrika eingeweiht, wo die AIDS-Rate mittlerweile weltweit am höchsten ist.

Die genannten Denkmalsprojekte wurden überwiegend von Architekten, Landschaftsarchitekten und Designern entworfen. 1992 rief der Berliner Künstler Tom Fecht das Projekt „Namen und Steine“ ins Leben: Bodenpflasterungen mit den Namen an AIDS Verstorbener bilden ein inzwischen europaweites Netzwerk.

Das in München realisierte AIDS-Memorial unterscheidet sich von den bisherigen Projekten zum einen dadurch, als es sich um eine Initiative des demokratisch gewählten Stadtrats, also letztlich eine Initiative aus den Reihen der Bürger selbst, handelt und hierfür öffentliche Gelder bereitgestellt wurden. Zum anderen ist es das Ergebnis eines breit angelegten, anspruchsvollen Kunstwettbewerbs. In Zusammenarbeit mit der Kommission für Kunst am Bau und im öffentlichen Raum der Landeshauptstadt München wurden vom Kulturreferat internationale Künstlerinnen und Künstler unterschiedlichen Alters und Bekanntheitsgrades eingeladen, sich an diesem Wettbewerb zu beteiligen. Dreizehn qualitätvolle Beiträge belegen die starke innere Verbundenheit mit diesem Projekt. Bis zuletzt diskutierte das umfangreiche, aus Vertretern der Stadt und externen Fachleuten zusammengesetzte Preisgericht die Vorschläge von Piotr Nathan und Wolfgang Tillmans. Schließlich wurde der Entwurf von Wolfgang Tillmans zur Ausführung empfohlen. Foto © Wilfried Petzi, München

Das nun realisierte Memorial besticht durch seine Einfachheit und Zurückhaltung. Es berührt sowohl den kollektiven wie den individuellen Blick auf das Thema. Der Tod ist nur eine von mehreren inhaltlichen Ebenen, im Vordergrund steht die alltägliche aktive Bewältigung der Problematik. Die gemeinsam mit dem Künstler entwickelte Inschrift des Denkmals lautet:
AIDS
Den Toten, den Infizierten, ihren Freunden, ihren Familien
von 1981 bis heute

16 July 2002
Bernhart Schwenk, München